Über Markus Becker, Geschäftsführer von localexpert24
Als Markus Becker 1995 das Archiv eines 1968 gegründeten Ingenieurbüros übernommen hat, war ihm schnell klar, was für ein Datenschatz in den Archiven und Aktenschränken lagert. Schon damals wuchs in ihm die Überzeugung, dass diese Daten bei adäquater Aufbereitung und Nutzung einen riesigen Mehrwert mit sich bringen. Er war also schon damals, als kaum jemand einen Internetzugang besaß, ein Vorreiter und Pionier mit einer großen Vision.
Heute, im Jahr 2022, zeigt Markus Becker mit seinem Fachportal localexpert24, was Digitalisierung in der Bauwirtschaft bedeuten kann. Er hat mit viel Fleiß und noch mehr Überzeugung eine Möglichkeit geschaffen, um das oft ungeliebte Thema Dokumentation mit Freude an der Erstellung und einem echten Mehrwert für alle Beteiligten aufzuladen und in die digitale Gegenwart zu transportieren.
Über die Zusammenarbeit von localexpert24 und Vaira
Betrachtet man den Werdegang und die Vision von localexpert24 und Vaira, dann wird schnell klar, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis diese beiden Unternehmen zueinanderfinden. Die gemeinsame Geschichte begann im Jahr 2021. Nun ist es an der Zeit, die Köpfe wieder einmal zusammenzustecken. In diesem Zuge wurden Markus Becker und Max Erdmann unabhängig voneinander Fragen zu ihrer Vision, zur Einschätzung der Entwicklung der Digitalisierung und zur gemeinsamen Zusammenarbeit gestellt. Das Ergebnis ist ein Partnerinterview, das spannende Einblicke in die Welt der Digitalisierungsexperten gibt und zeigt, dass Hürden überwunden und Vorurteile entkräftet werden können, solange man selbst daran glaubt und die passenden Lösungen branchennah entwickelt.
Wie würdest du die Grundidee von localexpert24 in wenigen Worten zusammenfassen?
„Infrastrukturprojekte sind oft nur dann erfolgreich, wenn entscheidende Zusatzinformationen von lokalen Experten zur Verfügung stehen. localexpert24 ist eine Plattform, auf der genau dieses Wissen für alle zugänglich gemacht und langfristig gesichert wird. Man kann es sich wie ein soziales Netzwerk für alle Tiefbauakteure vorstellen, auf dem örtliches Infrastrukturwissen – wie Fotos oder Videos von Baustellen, Experteninfos der Region, Gutachten oder auch mögliche Ansprechpartner –zur Verfügung gestellt und eingesehen werden können.”
Welche übergeordnete Vision treibt dich an, diesen teilweise beschwerlichen Weg der Umstrukturierung einer traditionsreichen Branche zu gehen?
„Als Planer und Bauüberwacher im kommunalen Straßen- und Leitungstiefbau und alter Hase ist mir in den letzten Jahrzehnten immer wieder bewusst geworden, welchen Schatz gesammelte Daten darstellen. In der Praxis behandeln wir diese jedoch oft eher wie ein notwendiges Übel. Nachdem Datensätze angelegt wurden, werden sie viel zu oft nicht weiter gepflegt, gelöscht oder einfach in verstaubten Aktenordnern sich selbst überlassen. Dies wollen wir zusammen mit der gesamten Community und allen, die etwas beizusteuern haben, endlich ändern. Dafür bietet unsere Plattform die Grundlage.”
Und was will localexpert24 daran ändern?
„localexpert24 möchte diesen Wissensschatz sichern und allgemein zugänglich machen. Unsere Vision ist es, ein lokal nutzbares Datenfundament für zukünftige Infrastrukturmaßnahmen zu schaffen und wertvolles Wissen, das irgendwann einmal aufwendig erzeugt wurde, für alle dauerhaft zugänglich zu machen. Das ist bereits heute keine Zukunftsmusik mehr. Wir arbeiten schon lange an diesem Prozess. Unsere Plattform ist lebendig und soll durch den gemeinschaftlichen Ansatz, bei dem alle etwas beitragen können, immer weiter wachsen.”
Ihr arbeitet ja nun bereits seit einiger Zeit an der Digitalisierung der Strukturen von Bauindustrie und Energieversorgung. Wenn du die vergangen Jahre einmal Revue passieren lässt und überlegst, wie die Branche sich in den letzten Jahren entwickelt hat: Wie schätzt du den Fortschritt bei der Digitalisierung in den letzten 5-10 Jahren ein?
„In Sachen Digitalisierung ist das eine lange Zeit. Natürlich waren auch bereits vor 10 Jahren Möglichkeiten da, um die digitale Datenverarbeitung und weitere Aspekte voranzutreiben. Diese Umsteuerungsprozesse wurden aber von vielen Unternehmen lange als lästig, teuer und unnötig betrachtet. Hinzu kommt, dass insbesondere in der Baubranche das Bewusstsein für die Notwendigkeit in vielen Köpfen schlichtweg gefehlt hat. Das fällt mir auch heute teilweise noch auf. Da ist manchmal viel Erklärungs- und Überzeugungsarbeit gefragt.
Ich kann nur an alle Akteure appellieren und schieße mich dem Geschäftsleiter der Bitkom, Niklas Veltkamp, an, der im Zuge einer kürzlich veröffentlichten Studie sagte: „Digitale Technologien können den Arbeitsalltag erleichtern, Zeit sparen und Abläufe in den Betrieben enorm vereinfachen. Die Chancen sind riesig – jeder sollte sie ergreifen und die Potenziale der Digitalisierung für sein Unternehmen heben.”
Worin siehst du die gemeinsame Schnittmenge zwischen Vaira und localexpert24?
„Über allem steht bei unserer Philosophie das Aufbereiten und zur Verfügung stellen von meistens sowieso schon vorhandenen Informationen und Daten, von denen schließlich alle profitieren.
Man sollte keine Tiefbaumaßnahme in Deutschland beginnen, ohne vorher auf localexpert24 nachgesehen zu haben, wer hier schon mal geplant oder gebaut hat.
Mit Vaira haben wir einen starken Partner und Datenlieferanten an unserer Seite. Informationen, die mit Vaira erzeugt wurden, sollen in Zukunft per Klick direkt an localexpert24 übermittelt werden können.”
Warum ist das Vernetzen untereinander so wichtig?
„Weil wir gemeinsam immer mehr erreichen als jeder für sich alleine. Unser Markenkern fußt auf den drei Säulen Vordenkertum, Umsetzungsqualität und partnerschaftliche Zusammenarbeit. Wie anfangs erwähnt, verstehe ich Daten als einen Schatz und Wissensspeicher. Dieser lässt sich in Kooperation und gegenseitiger Wertschätzung besser pflegen, ausbauen und bewahren. Zusammenarbeit ist nicht nur ein Vorteil, sondern eine Notwendigkeit. Zusammen können wir viel effizienter daran arbeiten, erzeugte Informationen und Daten für alle sichtbar und zugänglich zu machen, damit diese einen richtigen Mehrwert darstellen und nicht mehr in verstaubten Aktenschränken auf ihren Einsatz warten.”
Lass uns noch einen Ausblick wagen. Wir haben gerade auf die vergangenen 5-10 Jahre geblickt, um festzustellen, was sich in dieser Zeit alles getan hat. Ganz offen gefragt: Welche Entwicklung erwartest du für die kommenden 5 Jahre? Welchen Weg wird die Branche einschlagen?
„Wie bereits angedeutet, stehen wir an einem Wendepunkt. In den letzten Jahren wurden digitale Transformierungsprozesse nicht ernsthaft genug angegangen. Globale Krisen wie die Coronapandemie oder der Krieg in der Ukraine zwingen uns einerseits zum Umdenken. Wir brauchen eine robustere Infrastruktur und Herangehensweise. Sie zeigen uns andererseits aber auch, wie wichtig die Digitalisierung für eine funktionierende und effiziente Wirtschaft ist und zukünftig immer mehr sein wird. Zynisch könnte man sagen, es braucht erst eine gewaltige Krise, um wirkliche Veränderungen anstoßen zu können. Genau an diesem Punkt sind wir gesamtgesellschaftlich angekommen.
Ich glaube, ein Großteil der Menschen hat begriffen, dass die digitale Transformation nicht in diesem Tempo weitergehen kann, wenn der Wirtschaftsstandort Deutschland auch in 5 Jahren noch stark und funktionsfähig sein soll. Eins ist trotz der unsicheren Situation glasklar: es liegen spannende Jahre der Entscheidung vor uns. Mit localexpert24 wollen und werden wir unseren Teil zur Weiterentwicklung beitragen.”
Gibt es noch weitere große Themen, die bei den Überlegungen zur zukünftigen Entwicklung der digitalen Transformation eine Rolle spielen?
„Ja, ganz sicher gibt es die. Ein weiterer Aspekt ist der Umweltschutz. Um bei unseren Bestrebungen, dem Klimawandel entgegenzuwirken, eine Chance zu haben, müssen wir auf Technologien setzen, die es uns ermöglichen, ressourcenschonend und nachhaltig bauen, leben und arbeiten zu können. Kürzlich habe ich eine interessante Erhebung in der jüngsten Ausgabe des 50,2 Magazins entdeckt. Der IT-Dienstleister prego services kam in einer Befragung zur aktuellen Situation in der Energiebranche zu dem Ergebnis, dass 78 % der Befragten der Auffassung sind, nicht ausreichend auf die Herausforderungen der Energiewende vorbereitet zu sein. Das ist natürlich nur eine Stichprobe. Die Zahlen sind trotzdem erschreckend und senden eine klare Botschaft: Wir müssen die Not zur Tugend machen und die Krise auch als Motor verstehen. Ich denke, diese Geisteshaltung ist bitter nötig.”
Die Zusammenarbeit geht weiter
Lieber Markus, vielen Dank für das ausführliche Interview. Insbesondere für den interessanten Einblick in deine persönliche Gedankenwelt und in die aktuellen Kernthemen zur Digitalisierung. Die Zusammenarbeit mit localexpert24 ist eine wirkliche Bereicherung für uns. Wir freuen uns schon jetzt auf den nächsten Austausch und die Umsetzung weiterer Schritte im Zuge unserer Zusammenarbeit.
Im zweiten Teil wurden die Rollen getauscht und Max wurde von localexpert24 interviewt. Das Interview gibt es es hier als PDF.